Am zweiten Vortragsabend 2014 der Familienforscher aus Worms und Umgebung am 22. Mai referierte Karin Holl über ihr im Entstehen befindliches Buch „Die Bewohner des Wohnturms in Guntersblum 1270 bis 1970“.
Sie hatte dafür als Quellen Bedbücher, Brandkataster, Einwohnerverzeichnisse sowie Nachlassprotokolle ausgewertet und konnte sich auf ihre bereits veröffentlichten Forschungen zur Geschichte von Guntersblum stützen.
Der Wohnturm – heute Bleichstr. 7, früher Alsheimer Gasse – war wahrscheinlich einst Teil einer Burg, die ein Adelsgeschlecht v. Guntersblumen errichtet hatte. Als dieses im Mannesstamm ausstarb, könnte ihr Besitz samt dem Turm an die Familie Wilch v. Alzey gelangt sein. Im Besitz dieser niederadligen Familie (ihr Wappen mit Fiedel sowie ihre Stammfolge siehe Karin Holls Aufsatz 2001 in „Pfälzisch-Rheinische Familienkunde“ Band 14, Heft 9, S. 421-426) befand sich der Wohnturm mindestens 150 Jahre bis ca. 1555. Bereits vor 1530 wurde der Gesamtbesitz aus nicht bekannten Gründen geteilt. Eine Hälfte erbte Margaretha Wilch v. Alzey, verheiratet mit Siegfried v. Oberstein, die andere Hälfte wurde an den Oppenheimer Bürger Simon Barth verkauft. Dieser ließ möglicherweise das Südfenster im zweiten Stockwerk des Wohnturms einfügen (Karin Holl: Guntersblumer Geschichte, Bd. 1, S. 86, 1997).
Als folgende bürgerliche Besitzer fand Karin Holl Jost Grim (1586), Christian Eckart (vor 1604), Hans Fritz (1604), Endres Brand (1617), Velten Hofmann (1629) sowie Johann Mohr aus Holland (nach dem 30jährigen Krieg), der an der Pest starb (1667). Das Verzeichnis seines Nachlasses bezeugt dessen Wohlstand. Die Immobilie – der Turm hatte nun einen Anbau sowie eine Scheuer – wurde von Werner Wagner ersteigert (vor 1670). Dessen Witwe verkaufte das Anwesen ca. 1678 an Hans Jakob Kissel (+ 1697). In einem Erbteilungsvertrag (1709) wurde das Anwesen dem Schwiegersohn Johann Jacob Moos zugesprochen. Dieser verkaufte esan Martin Anton, der 1719 das Dach erneuern und seine Initialen an einem Balken vermerken ließ. Nächster Besitzer war sein Schwiegersohn Johannes Reichert. Dieser musste das Anwesen mit dem Wohnturm wegen Schulden für 750 Gulden an Familie Georg Jacob Adlof verkaufen.
Von dieser gelangte der Turm im 19. Jahrhundert nacheinander in den Besitz der Familien Schuppert, Stauffer und Belzer.